Abiturverleihung 2015
Es ist heiß. Verdammt heiß. Die Aula hat sich in einen mit abgestandener Luft gefüllten Backofen verwandelt, in dem sich schweißgebadete Lehrer, Schüler und Eltern in einem gleichbleibenden Takt mit Händen, Zetteln, Fächern oder Handys Luft zu fächeln, halb apathisch in ihren Stühlen lehnen oder sich nervös und hoffnungsvoll einen Luftzug erwartend an den Wänden herumdrücken.
Das ist also der große Tag für den Abiturjahrgang 2015. Und er beginnt mit Musik, genauer gesagt mit Feeling good, aufgeführt von Herrn Zinglers Musik-LK aus dem zweiten Semester und mit dem Irish Blessing des Lehrerchors. Darauf folgen die Reden des Schulleiterteams, wobei Frau Knobelsdorf ihr Bedauern darüber ausdrückt, dass die Abiverleihung aus technischen Gründen leider nicht auf den Hof verlegt werden konnte. Wie auf Stichwort verlassen die ersten Musikanten verstohlen die Aula. Der Rest schwitzt pflichtbewusst weiter, während Frau Körtings Rede über die Entwicklung der Schule und das Ende des Paukers, während Simons Schülerrede, während den von Musti übermittelten Grüßen von Herrn Herbst und der Rede eines ehemaligen Schülers und Stiftungsmitglieds, der ebenfalls von Veränderung und Entwicklung spricht. Mehr und mehr geht in dem anschwellenden Gemurmel der Abiturienten unter, die neben mir an der Aulawand lehnen, das Gejohle und Geklatsche, mit dem die einzelnen Redner begrüßt und verabschiedet werden, wird immer lauter und irgendwo in den vorderen Reihen klingelt ein Handy.
Es werden noch Preise für besondere Leistungen in den verschiedenen Fachbereichen verliehen, dann geht es endlich an die Abiturzeugnisse. Gerührte Eltern recken Smartphones in die Luft, um ihre Kinder auf der Bühne zu filmen, wie sie dort in ihren Tutorengruppen Sonnenblumen und Zeugnisse erhalten. Die verbliebenen Zweitsemester wechseln hysterische Blicke. Nächstes Jahr sind wir das.
Begleitet werden die Gruppen von selbst ausgewählten Musikstücken, gegen die die jeweiligen Tutoren anbrüllen müssen, um die einzelnen Schüler auszurufen. Dem Gegacker aus dem Zuschauerraum nach zu urteilen, schneiden die Informatikkursler mit Atemlos durch die Nacht dabei am besten ab, nur Herr Schaeper wirkt nicht eben begeistert von der Art der musikalischen Untermalung. "Da hätte ich aber was besseres erwartet", murmelt er augenzwinkernd, als er an mir vorbei auf die Bühne zugeht.
Schließlich geht die Verleihung in einen Sektempfang vor der Aula über, von dem wir Zweitsemester uns lieber schnell verabschieden. Diskretion muss schließlich gewahrt bleiben. Und außerdem haben wir noch einen uuunheimlich dringenden Termin auf dem Deutsch-Französischen Volksfest.
Lisa Starogardzki, 2. Semester, Juni 2015