"Hast du Lust auf ein Treffen mit der Demokratie?" - Shyft trifft den Regierungssprecher Steffen Seibert

27.08.2017

Mit diesem Angebot warb die Bundesregierung um einen Besuch am Tag der offenen Tür bei ihren Ministerien am 26. Und 27. August 2017.

Wir, die Shyftredaktion, hatten nicht nur Lust, sondern wurden sogar persönlich auf ein Date eingeladen.

Es waren insgesamt drei Schülerzeitungsredaktionen Berlins, allesamt Wettbewerbsgewinner, die an diesem Tag zur Kinder- und Jugendpressekonferenz eingeladen waren.

Gespannt betraten wir die Presselounge, wo wir uns auf das Treffen des Regierungssprechers sowie Chefs des Presse- und Informationsamts der Bundesregierung Steffen Seibert vorbereiteten. Bereits an den Tagen zuvor hatten wir uns überlegt, welche Fragen wir bei diesem exklusiven Date stellen möchten. Nun ging es darum, wie sichergestellt werden konnte, dass jede Redaktion zum Zuge kam. Die Zeit war knapp, Herr Seibert ein vielbeschäftigter Mann.

Während wir auf den Beginn der Konferenz warteten, wurde immer wieder mit den verschiedenen Angeboten des Tages geworben. Ein Startup-Foodmarket, Max Giesinger und "Marf der Zauberer" waren bloß einige der Programmpunkte.

Nach einiger Zeit betrat dann Steffen Seibert die Lounge. Auf einer kleinen Bühne standen zwei Stühle und Kameramänner rollten umher. Denn bevor wir Redakteure Herrn Seibert Fragen stellen konnten, würde der 12jährige Hannes ihn für die KiKa-Serie namens "Timster" interviewen.

Seine Fragen betrafen Herrn Seiberts Leben und seinen Beruf. Seibert erklärte, seine Hauptaufgabe als Sprecher der Bundesregierung sei es, die deutschen Bürger darüber aufzuklären, was genau im Bundestag passiert. Auf die Frage, wie denn sein Alltag aussehe, antwortete Seibert er habe keinen wirklichen Alltag, denn jeden Tag passiere etwas Neues, das einem zuweilen auch lange im Gedächtnis bleibe. Außerdem erläuterte er, dass das Smartphone aus seinem Leben nicht mehr wegzudenken sei, da er immer telefonisch erreichbar sein müsse.

Nun waren wir Redakteure dran. Meine erste Frage lautete: "Was tut die Bundesregierung gegen die Lohnungerechtigkeit gegenüber Frauen in Deutschland?". Herr Seibert unterstrich zunächst, wie ungerecht die Bundesregierung diese Ungleichheit fände; Frauen und Männer sollten für die gleiche Arbeit auch den gleichen Lohn bekommen, "denn etwas anderes wäre ja nicht erklärbar", sagte er. Seibert gab zu, dass es immer noch Unterschiede gebe, doch die Bundesregierung versuche, mit einer Vielzahl von Maßnahmen dagegen anzugehen. Die Einführung des Mindestlohns sei eine solche Maßnahme. Beschäftigte könnten zudem dank des Entgeldtransparenzgesetz erfahren, was andere Beschäftigte in ihrem Beruf verdienen und ob sie 20% mehr als der Durchschnitt oder 5% weniger verdienen. "Das ist schon ein gewisser Schritt", meinte der Bundesregierungssprecher. Außerdem wurde die Frauenquote bei Aufsichtsräten eingeführt. Dies betreffe zwar bloß einen Teil der Bevölkerung, aber daran mache sich schon ein kleines Stück mehr Gleichheit fest, findet der Chef des Bundespresseamtes.

Unsere zweite Frage ging in eine andere Richtung. "Wie werden, Ihrer Meinung nach, junge Menschen motiviert, wählen zu gehen?", lautete sie. Seibert stellte zunächst fest, dass das Wählen eines unserer wichtigsten, demokratischen Rechte ist. Die jungen Erwachsenen von heute hätten viel mehr Möglichkeiten herauszufinden, was überall auf der Welt passiert. Dank sozialer Medien und starker Vernetzung bekämen wir viel besser mit, wie die politischen Verhältnisse in anderen Ländern sind. Dieser Blick über den Tellerrand der Ländergrenzen sei unheimlich wichtig. Denn somit wüssten wir auch, dass es ein großes Glück ist, frei wählen zu dürfen, ohne bedroht zu werden oder verhaftet. Allein diese Freiheit sei ein starkes Argument dafür, wählen zu gehen. Aber die Hauptbegründung und auch diejenige, die er seinen Kindern gebe, sei: "Bei jeder Wahl geht es um die Zukunft dieses Landes und damit auch ganz besonders um die Zukunft eurer Altersgruppe, die sie noch viel länger erleben wird, als ich. Und deswegen ist es schon gut und richtig, dass man sich überlegt was sind die Weichenstellungen, die mir am meisten entsprechen? Was ist das, was ich eigentlich will, für dieses Land? Wo sehe ich die Schwerpunkte? Dann muss man sich die Parteien angucken. Das ist kein leichter Prozess, aber ich würde immer an ihm teilnehmen."

Es folgte eine Publikumsfrage eines kleinen Mädchens, die jeden in der Lounge zum Lachen brachte. "Ist Frau Merkel denn eine gute Chefin?" Auf die Antwort war dann insgeheim jeder gespannt. "Na? Was denkst du, was ich da jetzt antworte als Regierungssprecher? Aber ja, ich kann aus voller Überzeugung sagen, sie ist eine gute Chefin. Mit allem was dazugehört, finde ich schon." Und wir wissen inzwischen, dass sie das noch eine Weile bleiben wird.

Es gab noch eine Reihe weiterer Fragen an diesem Nachmittag und es zeigte sich, dass der Regierungssprecher mehr Zeit für uns eingeplant hatte, als von den Organisatoren gedacht. Ich hatte im Vorfeld befürchtet, dass keine wirklich politischen Fragen gestellt würden. Diese Befürchtung hat sich glücklicherweise nicht bestätigt, auch wenn ich mir noch mehr Inhaltliches, vielleicht sogar Kontroverses gewünscht hätte. Und manche seiner Antworten haben mich nicht zufrieden gestellt, da sie zu allgemein blieben.

Trotzdem war es eine tolle Erfahrung für mich und unsere Shyft.

Assya Jomrock, 9b