Klick trifft Shyft – Einige Impressionen von Giulia Ermak

16.10.2018

Ich bin aufgeregt und zugleich schüchtert mich die Situation ein, denn die Stimmung an unserem Tisch ist etwas angespannt. Während ich mich zu den anderen Tischen umdrehe, merke ich allerdings, dass dort durchaus interessante und ungezwungene Gespräche stattfinden. Und wenn ich meine Augen schließe, höre ich, wie sich die Klänge der verschiedenen Sprachen in unserer großen, warmen Aula mischen. Trotz dieser angenehmen Atmosphäre bleibe ich verkrampft.

Erwartungsvoll schaut die Direktorin Frau Knobelsdorf die fremden Schüler an. Was passiert nun? Da ergreift ein galanter junger Mann aus Litauen das Wort, indem er sich mit der ersten Frage, welche auf einem zerknittertem Blatt mit krakeliger Schrift geschrieben steht, an unsere Direktorin wendet. Das Blatt wird dann an die nächste Schülerin aus Budapest weitergereicht und wieder an die nächste. Die Fremden überschütten die Direktorin mit Fragen und reichen das zerknitterte Blatt immer weiter. Einige sprechen besonders leise. Frau Knobelsdorf, eine gefasste, erfahrene Frau ist von den Fragestellungen der internationalen Schüler vielleicht etwas irritiert, doch man merkt ihr an, dass sie ihre Antworten genauestens durchdenkt. Ihre gerade Haltung, der strenge Blick, die gewählten Worte – die starke Präsens dieser Frau verleiht dem Gespräch eine sehr formelle Note.

Fleißig machen sich die jungen Interviewer Notizen über die Geschichte unserer Schule, über unser Lernsystem und über das, was unsere Schule ausmacht. Und während sich das Karussell der Fragen und Antworten unaufhörlich weiterdreht, ergreift mich plötzlich die Neugier.

Wer sind diese Schüler, die vor mir sitzen? Wie ist es in dem Land, in dem sie leben? Haben sie ebenfalls Ängste und Hoffnungen, so wie ich? Ich fange an, mir das Leben dieser Schüler vorzustellen. Der attraktive Junge, der acht Sprachen spricht, wäre der Mädchenschwarm einer ganzen Schule in Litauen. Kein Mädchen kann seinem Charm widerstehen. Und das ruhige, zerbrechlich wirkende Mädchen mir gegenüber - ich stelle mir vor, dass sie in Wahrheit eine starke Persönlichkeit wäre, welche sich schon so manchen Gefahren gestellt hat. Ein anderes großes Mädchen mit einer braunen Kurzhaarfrisur... In meiner Gedankenwelt versunken, merke ich nicht, dass die wissensdurstigen Schüler inzwischen ihr Verlangen gestillt haben und wir nun an der Reihe sind, unsere Fragen zu stellen. Und plötzlich weiß ich, dass es an mir liegt die Situation aufzulockern.

Die Direktorin hat unseren Tisch schon längst verlassen und irgendwann haben die Fremden ihr Fragenblatt weggelegt: Im Plauderton meandern wir durch unsere Leben in so verschiedenen Ländern.