Held*innen sind Problemanzeiger
Der Seminarkurs besucht die Ausstellung »Prinzip Held*«

"Heroisierungen und Heroismen folgen über Zeiten und Räume hinweg ähnlichen Prinzipien."
Zu allen Zeiten spielt die Heroisierung von Personen und Ereignissen eine bedeutsame Rolle. Allerdings nicht zu allen Zeiten gleich stark.
Das Besondere der Sonderausstellung Prinzip Held* ist, dass es eine Ausstellung über die Gründe ist, warum Menschen von Menschen zu Heldinnen oder Helden gemacht werden. Anhand diverser Fallbeispiele aus der europäischen, nordamerikanischen und asiatischen Geschichte, aus Vergangenheit und Gegenwart zeigt die Forschung: Heldinnen und Helden werden nicht geboren, sie werden gemacht, von dem Publikum!
Insgesamt neun Prinzipien der Heroisierung sind immer an diesem Prozess beteiligt: Medialisierung, Vorbildfunktion, Polarisierung, Grenzüberschreitung, Handlungsmacht, Kampf, Einsatz, Maskulinität und schließlich das Publikum, ohne das alles nichts und mit dem nichts alles ist.
Heldinnen und Helden sprengen Grenzen, versetzen Maßstäbe, kämpfen, vereinen nach innen und grenzen nach außen ab. In heroischen Figuren verkörpern sich gesellschaftliche Bedürfnisse, denen Heldinnen und Helden Ausdruck verleihen. Damit sind Held*innen Problemanzeiger.
Im Moment haben Helden und Heldinnen Hochkonjunktur! Warum? Diese Frage beschäftigte uns über das erste Semester hinweg und wir erforschten sie an unseren persönlichen Helden und Heldinnen aus Literatur, Film und Historie. Uns wurde klar: Erzählungen von Held*innen verfolgen eine Absicht, sind veränderbar, werden gemeinschaftlich geteilt. Wer warum, durch wen und zu welchem Zweck heroisiert wird, kann verschieden sein. Möglicherweise spielen gegenwärtige Krisen (Kriege, Klimakatastrophen) eine zentrale Rolle.

Unmittelbar erfahrbar macht das die Held*Maschine am Ausstellungsausgang. Werden 20 Hebel vom Publikum bewegt, entsteht ein überlebensgroßes Kunstobjekt. Tut das Publikum nichts, gibt es auch keine Held*innen.
Prinzip Held* ist als Projekt öffentlicher, erfahrbarer Wissenschaft eine Kooperation zwischen der Universität Freiburg, dem Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) und dem Militärhistorischen Museum der Bundeswehr (MHMBw). Gestaltet und inszeniert wird sie von dem Berliner Theater- Label "Rimini Protokoll" und Dominik Steinmann. Das Projekt ist ein Ergebnis der interdisziplinären Forschung, die vor zwölf Jahren an der Universität Freiburg begann. Die Ausstellung war zu sehen vom 21. Juni bis 3. November 2024 im Hangar 5 auf dem Flugplatz Berlin-Gatow (ehem. Luftwaffenmuseum), einer Außenstelle des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr.
Quelle: https://www.mhm-gatow.de/de/ausstellungen/prinzip-held
Text: Der Text folgt der Quelle. Er wurde lediglich ergänzt von Antje Körting-Dornieden. Bilder: Alexander Bunge